Studien- und Berufsorientierung an der Gesamtschule Reichshof
Berufsorientierung – was ist das?
Berufsorientierung ist ein besonderer Bildungsauftrag, um an allgemeinbildenden Schulen in altersgemäßer Form Schülerinnen und Schüler an die Arbeits- und Berufswelt heranzuführen und ihnen Unterstützung für ihre Zukunftsplanung nach dem Schulabschluss zu bieten. Bei der individuellen Berufsorientierung geht es um mehr als nur die Wahl des Berufsweges. Zahlreiche Faktoren beeinflussen Mädchen und Jungen in ihren Vorstellungen der eigenen Lebens- und Berufsperspektiven. Neben dem sozialen Umfeld wirken vor allem die Selbsteinschätzung der persönlichen Stärken, Vorlieben und Interessen sowie die realen Chancen des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes auf die Verwirklichung von Berufs- und Studienwünschen ein.
Berufsorientierung erfolgt vor einem immer schnelleren Wandel in der Arbeitswelt. Anforderungsprofile verschieben sich und Standardbiografien werden zur Ausnahme. Dabei hat das Geschlecht einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Berufs- und Lebensplanung. Im Berufs- und Studienfachwahlverhalten zeigen Mädchen und Jungen ein geschlechtsspezifisches eingeschränktes Spektrum. Jeweils 50 Prozent konzentrieren sich auf etwa zehn – es gibt 380 anerkannte Ausbildungsberufe – typisch „weiblich“ bzw. „männlich“ dominierte Berufsfelder, Mädchen noch ausgeprägter als Jungen.
Eine geschlechtsbewusste Berufsorientierung in der Schule muss dazu beitragen, das Berufswahlspektrum zu erweitern sowie Mädchen und Jungen befähigen und unterstützen, ihre eigene Biografie in der Vielfalt der möglichen Lebensmodelle zu entwerfen und konstruktiv zu gestalten.
Für Mädchen können neue Einblicke und Informationen über „frauenuntypische“ Berufe neue Perspektiven eröffnen. Für Jungen erfordert die Veränderung tradierter Männlichkeitsbilder und die veränderten weiblichen Lebensentwürfe eine Auseinandersetzung mit einem neuen Rollenbild.
Seit dem Schuljahr 2012/2013 hat das nordrhein-westfälische Schulministerium ein neues Übergangssystem von der Schule in den Beruf mit Namen „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) eingeführt. Der Oberbergische Kreis ist mit der Etablierung der Kommunalen Koordinierungsstelle „Übergang Schule – Beruf/Studium“ (KOKO) im Schuljahr 2013/2014 in dieses System eingestiegen. Ziel ist es, dass alle Schüler/innen in Verbindung mit ihrem Schulabschluss eine passende und realistische Anschlussperspektive entwickeln. Damit dies gelingen kann, findet für alle Schüler/innen ab dem 8. Jahrgang eine verbindliche und systematische Berufs- und Studienorientierung mit verschiedenen Aktivitäten statt, bei denen die Interessen und Fähigkeiten der Schüler/innen sowie berufspraktische Erfahrungen im Mittelpunkt stehen.
Wir haben seit Jahren ein vorbildliches Berufswahlkonzept und erfüllen die Standardelemente des jetzt kommunal koordinierten, transparenten und geschlechtersensiblen Übergangs-systems.
Ausführliche Informationen zum Übergangssystem: www.keinabschlussohneanschluss.nrw.de
Sek. I und II
BOB (Berufsorientierungsbüro)
Das Berufsorientierungsbüro ist die zentrale Anlaufstelle für die Berufswahlorientierung an unserer Schule und dient als Informations- und Beratungszentrum für alle am Berufswahlprozess Beteiligten (Schülerinnen und Schüler, Eltern, Kolleginnen und Kollegen, …). Im BOB werden sämtliche Aktivitäten der Berufswahlorientierung koordiniert. Unser BOB besteht aus drei Bereichen: Im Flur befinden sich berufsbezogene Informationsmaterialien, beispielsweise Materialien zu diversen Berufsbildern, Zeitschriften der Arbeitsagentur/der Handwerkerschaft, Flyer zu Hochschulveranstaltungen u. a. In Raum 1 (Schüler-Büro) finden die Sprechstunden der Berufsberaterinnen, Bewerbungs- und Kommunikationstrainings und Internetrecherche zur Berufsorientierung statt. In Raum 2 (StuBO-Koordinatorinnen-Büro), der als Besprechungsraum dient, werden sämtliche Aktivitäten geplant.
Zusammenarbeit von Berufsberatung und Schule
Aufgabenschwerpunkt der Berufsberater ist die Information und Beratung in berufs- und studienrelevanten Fragen sowie die Vorbereitung einer sachkundigen und realitätsgerechten Berufs- und Studienentscheidung. Sie informieren und beraten über die Anforderungen des Arbeitslebens, über Berufe, über Studienwahl und -wege sowie über die Situation und Entwicklung auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Zudem sind sie Ansprechpartner für die Vermittlung von Ausbildungsstellen. Infolgedessen kommen Berufsberater der Bundesagentur für Arbeit in einem regelmäßigen Turnus in die Schule, um individuelle Beratungsgespräche mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 9-13 und gegebenenfalls deren Eltern zu führen.
Die Einführung in die Berufsberatung erfolgt zu Beginn des neunten Schuljahres durch eine zweistündige Informationsveranstaltung in allen Klassen. Hier setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Stufenmodell der Berufswegplanung (Orientieren, Informieren, Entscheiden, Verwirklichen) und den vielfältigen Angeboten der Berufsberatung auseinander. In einer weiteren Schulstunde informiert die Berufsberaterin, Frau Fürhölter, über die Möglichkeiten der Internetnutzung im Bereich der Berufsorientierung. Zeitlich parallel stellt sich die Beraterin in den Klassenpflegschaftssitzungen der Jahrgangsstufe 9 vor.
Girls’ und Boys’ Day
Am Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag bekommen Schülerinnen Einblick in Berufsfelder, die Mädchen im Prozess der Berufsorientierung nur selten in Betracht ziehen. In erster Linie bieten technische Unternehmen sowie Hochschulen, Forschungszentren und ähnliche Einrichtungen am Girls’ Day Veranstaltungen für Mädchen an. Durch persönliche Gespräche mit Beschäftigten und praktische Übungen können die Mädchen ihren Erfahrungs- und Orientierungshorizont erweitern. Ziel des Girls’ Day ist, Kontakte herzustellen, die für die berufliche Zukunft der Mädchen hilfreich sein können. Auch Jungen (Boys‘ Day) können diesen Aktionstag nutzen: Sie können sich an diesem Tag intensiv mit persönlichen Berufs- und Lebenszielen auseinandersetzen und soziale Berufe erkunden. Unsere Kooperationspartner für den Girls’ Day und Boys‘ Day sind der Aggerverband, BPW, Bühler, Elektrisola, Jokey Plastik, Sarstedt, das Ev. Alten- und Pflegeheim sowie das AWO Familienzentrum. Als schulinterne Projekte werden ein Selbstsicherheitstraining für Mädchen, Programmieren mit Roberta, ‘Männer in der Küche’ und ‘Neue Wege für Jungs’ angeboten. Alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 7 nehmen verpflichtend am Girls’ und Boys’ Day teil. Die Schülerinnen und Schüler der anderen Jahrgangsstufen (8-13) können den Tag gemäß des Konzeptes individuell gestalten.
Berufswahlsiegel
In den Jahren 2009, 2012, 2015 und 2018 ist die Gesamtschule Reichshof als eine im besonderen Maße berufswahl- und ausbildungsfreundliche Schule zertifiziert worden. Das letzte Gütesiegel wurde in einer Feierstunde in der Volksbank in Wiehl durch den Landrat Jochen Hagt verliehen. Die Zertifizierung wurde unter Federführung der Kommunalen Koordinierungsstelle Oberberg Beruf/Studium und dem Schulamt des Oberbergischen Kreises durchgeführt. Unter den Unterstützern der Siegelaktion fanden sich bedeutsame Institutionen der Region: der Arbeitgeberverband Oberberg, der Deutsche Gewerkschaftsbund Region Köln, die Kreishandwerkerschaft, die Industrie- und Handelskammer Köln, die Arbeitsagentur, die Wirtschaftsjunioren sowie die Wirtschaftsförderung des Oberbergischen Kreises. Aus diesem Kreis setzten sich auch die Juroren zusammen. Qualifiziert hatte sich die Gesamtschule nach den Ausführungen der Jury insbesondere durch ihr sehr differenziertes Berufswahlkonzept und ihre intensive individuelle Förderung/Beratung der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern.