Theater-AG der Gesamtschule Reichshof inszeniert „Die Welle“

Wehret den Anfängen!

Am Ende stellte sich der Applaus erst langsam ein. Noch gebannt von der Vorstellung musste das erschrockene Publikum offenbar erst langsam wieder zu sich zu kommen. Damit hatte die Inszenierung des Film- und Romanstoffs von „Die Welle“ (1981, 2008) durch die Theater-AG des achten Jahrgangs der Gesamtschule Reichshof im Juni bei den Schülerinnen und Schülerinnen der achten Klassen bereits einen durchschlagenden Erfolg erzielt. Denn „Die Welle“ geht ja auf das reale Experiment „The Third Wave“ zurück, das 1967 an einer Highschool in Palo Alto von Geschichtslehrer Ron Jones durchgeführt wurde.

Auf verstörende Weise wurde auch in der Reichshofer Inszenierung der Theater-AG unter Anleitung von Theater-Pädagogin Nelia Nusch deutlich, wie verführbar Menschen „wie du und ich“ sind: Die Einführung strenger Disziplin, der Kult um ein unbedingtes, überindividuelles Gemeinschaftsgefühl und schließlich die Verleihung von Macht machen in einem schleichenden Prozess aus Schülerinnen und Schülern einer normalen Klasse Vertreter eines totalitären Systems. Die bekannten Folgen lassen nicht lange auf sich warten: Gewalt, Unterdrückung von Minderheiten, von Individualität und Freiheit greifen um sich; ehemals gute Freunde werden zu Gegnern; statt Dialog herrscht Kampf.

Der verzögerte, am Ende aber begeisterte Applaus des Publikums signalisierte ebenso wie viele Schüleräußerungen im Anschluss: „Wehret den Anfängen!“ – diese Botschaft war angekommen. Zu danken war dies der hervorragenden Schauspielleistung der Darstellerinnen und Darsteller und der wirkungsvollen Unterstützung durch die selbst gestellte Technik. Dank gebührt ebenso der Theater-Pädagogin Nelia Nusch sowie dem Kunstpädagogen Axel Müller und der Abteilungsleiterin Theresa Sondermann von der Gesamtschule Reichshof.