Schülervertretung der Gesamtschule Reichshof veranstaltet Podiumsdiskussion zur Landtagswahl
Unsere Demokratie ist ein hohes Gut. Dass sie gelebt werden muss um bewahrt zu werden, war das Motiv, aus dem heraus die Schülervertretung der Gesamtschule Reichshof am 3. März ihre Podiumsdiskussion zur Landtagswahl am 15 Mai durchführte. Lange geplant und vorbereitet mit einer Fülle von Fragen, die die Sozialwissenschaftskurse der gymnasialen Oberstufe erarbeitet hatten, konnten die beiden Schülersprecher und Moderatoren, Marius Köster und Osman Mohamad, zusammen mit den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe im Auditorium zu ihrer Veranstaltung die Kandidaten begrüßen, die sich um ein Landtagsmandat bewerben. Entschuldigt wegen eines Trauerfalls hatte sich Bodo Löttgen (CDU).
Schulleiterin Annemarie Halfar betonte in ihrer Begrüßung der Gäste den hohen Stellenwert, den die Demokratie in der Schulgemeinschaft der Gesamtschule Reichshof einnehme und ging auf die bedrohlichen Entwicklungen in der Ukraine ein: „Diese Veranstaltung spiegelt, was unsere Schulgemeinschaft ausmacht: Wir sind auch in ungewissen Zeiten gemeinsam stark, weil wir Stellung beziehen, Partizipation leben und verantwortungsvoll an einer Zukunft in Frieden und Freiheit mitarbeiten möchten und vor allem dürfen.“ Das sei angesichts des Weltgeschehens „alles andere als selbstverständlich.“
Entsprechend spielten die aktuellen bedrohlichen Ereignisse wiederholt in die Themen und Stellungnahmen der Parteienvertreter hinein. Alle Gäste verurteilten den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dann ging es um die Frage, warum das Wahlalter nicht auf 16 Jahre gesenkt werde. Jan Köstering (Die Linke), Tobias Schneider (SPD), Marc Zimmermann (Die Grünen) und Dominik Trautmann (FDP) begrüßten eine solche Reform, nicht aber Bernd Rummler (AfD).
In gut zwei Stunden wurden anschließend zahlreiche Fragen und Probleme zu einzelnen Politikfeldern besprochen. Die Palette reichte hier von der Klimaerwärmung, der Energiewende und der Wirtschaft über die Thematik Corona, Schule Ausbildung und Studium sowie Gesundheit und Soziales bis hin zu Sicherheit und Demokratie.
Dominik Trautmann hielt eine Verlängerung der Laufzeit für Kernkraftwerke für eine „nicht verkehrte Überlegung“, Bernd Rummler sprach sich für „Technologieoffenheit“ aus, während Marc Zimmermann die Wasserstofftechnologie propagierte und vortrug, der Autoverkehr töte mehr Tiere als die Windkraft. Tobias Schneider warb dafür, Solartechnik auf den Fabrikdächern „unserer oberbergischen Weltmarktführer“ zu installieren. Hinsichtlich des Themas Katastrophenschutz beklagte Schneider aus eigener Erfahrung bei einem letztjährigen Hilfseinsatz in den Überschwemmungsgebieten der Eifel, dass Behörden die Zuständigkeiten aufeinander abwälzten: „Das muss unter einen Hut gebracht werden.“ Die Digitalisierung generell und insbesondere von Schulen erachtete Dominik Trautmann für „ein interessantes Thema“; die Landesregierung habe hier „schon eine Menge hineingesteckt“. Jan Köstering forderte mehr zusätzliche Pädagoginnen und Pädagogen. Für Tobias Schneider waren die Lobbyisten für die Schülerinnen und Schüler in der Corona-Krise „nicht da“, Bildung sei „unser einziger Rohstoff“. Zur Verbesserung der Mobilität gerade auch für Berufsschülerinnen und -schüler im ländlichen schlugen die Parteienvertreter eine Fülle von Maßnahmen vor, die jedoch zum Teil auf starke Skepsis stießen. Einig war man sich auf dem Podium darin, dass der Bereich der Gesundheit aufgewertet werden müsse. Damit verbunden forderten Schneider und Köstering mehr soziale Gerechtigkeit. Für seine Forderung nach einer Finanztransaktionsteuer und seine Äußerung „Let the rich pay the price“ erntete Köstering Applaus. Angesprochen wurde auch das Problem der zunehmenden Aggressivität gegenüber Polizei und Rettungskräften, was zu scharfer Kritik aus dem Auditorium gegenüber der AfD führte, die schließlich vom Verfassungsschutz beobachtet werde. Gerade dieses Thema rief am Ende der Veranstaltung zahlreiche Wortmeldungen aus dem Publikum hervor.
Am Ende waren die Politiker umlagert von Schülerinnen und Schülern, die weitere Fragen hatten oder kritische Anmerkungen loswerden wollten. Für viele erwiesen sich die zwei vergangenen Stunden als zu kurz. Tatsächlich zeigte sich das Publikum als versiert und engagiert – durchaus ein Grund für die Senkung des Wahlalters.