Viele haben ihn schon, andere Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe der Gesamtschule Reichshof sind im Begriff ihn zu machen: den Führerschein. Das Symbol der Freiheit und der zunehmenden Selbstständigkeit schützt nicht vor Leichtsinn, Unfällen, lebenslang wirkenden Verletzungen und möglicherweise tödlichen Folgen. Junge Fahrer unter 25 Jahren verursachen nach wie vor überproportional häufig Verkehrsunfälle. Daher geht immer noch jeder 4. Unfall auf das Konto der 18- bis 24-Jährigen; bei jedem dritten dieser Unfälle war Alkohol im Spiel.
Das Projekt „Crash Kurs NRW. Realität Erfahren. Echt hart“ will daran etwas ändern. Unter der Moderation von Uwe Petsching von der Direktion Verkehr der Oberbergischen Polizei richtete sich das Projekt am 21. Oktober mit einer beeindruckenden Veranstaltung an die Oberstufenschülerinnen und -schüler der Gesamtschule Reichshof.
Unfallfotos aus dem Oberbergischen und Erlebnisschilderungen schlugen die Jugendlichen in den Bann der nur zu oft grausigen Realität. Vertreter der Polizei und Feuerwehr berichteten von Unfallhergängen und den Folgen, von schwer verletzten Wageninsassen, von jungen Menschen mit Verbrennungen und solchen, die zeitlebens schwer behindert bleiben. Wie schlimm sich die Unfallwirklichkeit darstellen kann, erfuhren die jungen Leute auch von Ralf Weber, einem jungen Rettungssanitäter, von Feuerwehrmann Andreas Beckmann ebenso wie von einem Unfallopfer, das lebenslang an den Folgen leidet.
Erschreckend wirkte auch, was Unfallseelsorger Karlheinz Plasberg und Rettungsdienstleiter Dr. Ralf Mühlenhaus, selbst Unfallarzt seit 35 Jahren berichteten: „Ihr alle könnt einen Unfall erleiden; ihr habt die Möglichkeit, bewusster wahrzunehmen und zu fahren. Wir wollen euch keine Angst machen, aber wir wünschen euch ein ganz langes Leben!“ Dazu gehöre aber auch, dass man z.B. als Mitfahrer auf Fehlverhalten aufmerksam mache – auf überhöhte Geschwindigkeit, auf das verweigerte Anschnallen, den Konsum von Drogen und die Ablenkung, etwa durch Handys: „Alkohol und Imponiergehabe sind uncool – sie können in den Tod reißen.“ Schulleiterin Barbara Horvay betonte, wie wichtig es sei, die Schülerinnen und Schüler für die Gefahren des Straßenverkehrs zu sensibilisieren.
Wie tief die Veranstaltung den Schülerinnen und Schülern unter die Haut gegangen war, zeigte sich im betroffenen Schweigen ebenso wie im Applaus, der der emotionalen und sachlichen Echtheit der Erlebnisse und Unfallschilderungen entgegengebracht wurde. Es zeigte sich aber auch in den zahlreichen Gesprächen, die zu Beginn des nachfolgenden Unterrichts in den Kursen zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern geführt wurden. Sicherlich: Die Veranstaltung war teilweise drastisch. Aber als Präventivprogramm zur Lebenssicherung hat das Projekt „Crash Kurs NRW“ in Eckenhagen einmal mehr Verdienste geerntet. An die Gesamtschule geholt hatten das Projekt die beiden Sozialpädagogen Olaf Kemper und Petra Bosbach.