Multimediale Lesung an der Gesamtschule Reichshof:

„Spiel mir das Lied vom Leben – Judith und der Junge von Schindlers Liste“

Angela Krumpen stellte den Kontakt zwischen dem alten Mann und dem Mädchen her, die vor allem eines verband, ihre Leidenschaft für die Musik und ihre Liebe zur Geige.

Die multimediale Lesung der Autorin und Moderatorin Angela Krumpen war am Freitagvormittag, des 05.04.2019 das unterrichtliche Highlight für 350 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen acht bis elf der Gesamtschule Reichshof. Im Rahmen der Woche gegen Rassismus und Antisemitismus,parallel zur Ausstellung „Du Jude – über den alltäglichen Antisemitismus“, war Angela Krumpen in dieSchule gekommen, um nicht nur die Geschichte des Jungen von Schindlers Liste, Jerzy Gross, zu erzählen, sondern auch die der elfjährigen Geigerin Judith Stapf, die Jerzy kennenlernt.

Das Buch von Angela Krumpen erzählt aus zwei Perspektiven die wahre Geschichte einer bezaubernden und kostbaren Freundschaft zwischen der damals elfjährigen, hochbegabten Geigerin Judith und dem polnischen Juden Jerzy, dem letzten Überlebenden von Schindlers Liste in Deutschland. Jerzy verstarb leider im Jahr 2012 im Alter von 82 Jahren.

Das Buch ist das Herz des dramaturgischen Projektes. Doch ebenso die zarte und berührende Annäherung an die Personen Jerzy und Judith, die in Videosequenzen und musikalischen Einspielungen ihren Weg in das Multimediaprojekt finden, lassen die Schülerinnen und Schüler zwei Stunden gebannt teilnehmen.

Angela Krumpen zeichnet den Leidensweg des jungen Jerzy Gross ohne Pathos, aber mit eindringlichen Details aus seiner Jugend im Krakauer Ghetto und später im KZ Plaszow in einer Weise nach, dass das Unvorstellbare stets gegenwärtig erscheint.

„Seine Mutter arbeitete in Oskar Schindlers Fabrik, daher stand die Familie auf der berühmten Liste.Jerzy verlor seine ganze Familie, Vater, Mutter, Bruder und 62 weitere Familienmitglieder. Ermordet.Alle. Bei seiner Befreiung war der Junge 15 Jahre alt und wog 27 Kilo“, erzählte die Autorin.

Sie berichtete auch über das weitere Leben von Jerzy Gross, der nach dem Krieg mit Krankheiten zu kämpfen hatte und trotz widriger Umstände, für seine Umgebung immer zugewandt und positiv erschien, obwohl die Zeiten im Konzentrationslager nicht nur körperliche Spuren hinterlassen hatten. Zum Ende der Veranstaltung suchte die Autorin das Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern, dabei wurde überdeutlich, dass diese noch viele Fragen zu den Personen und zu dem Grauen im KZ hatten, das sie kaum fassen konnten.

Wir erleben heute eine neue Qualität in Politik und Medien im Umgang mit der Vergangenheit. Deshalb war diese dramaturgische Lesung für die Schülerinnen und Schüler eine eindrucksvolleMöglichkeit über „Zweitzeugen“ und Überlebende mehr über die unfassbare Zeit in Ghetto und Konzentrationslager zu erfahren.