Leistungskurs Geschichte der Gesamtschule Reichshof besucht Synagogengemeinde Köln
21 Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte der Q1 der Gesamtschule Reichshof unternahmen eine Exkursion zur Synagogengemeinde in Köln, einer der größten jüdischen Gemeinden in Deutschland. Sie zählt mittlerweile wieder knapp 4000 Mitglieder. Begrüßt und betreut wurden die Gruppe und ihr Lehrer Stefan Tetzner durch Esther Bugaeva, die für die Öffentlichkeitsarbeit der jüdischen Gemeinde zuständig ist.
Esther Bugaeva berichtete in der sogenannten Erinnerungshalle von dem Grauen, das den jüdischen Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus angetan worden ist. Gedenktafeln erinnern an die über sechs Millionen unschuldig ermordeten Männer, Frauen und Kinder. Etwa elftausend jüdische Opfer stammten allein aus der Kölner Synagogengemeinde. Die Besichtigung der eigentlichen Synagoge war dann sehr eindrucksvoll. Manches erinnerte an eine Kirche. Ein wesentlicher Unterschied zu christlichen Messen liegt jedoch beispielsweise in der Dauer der Gottesdienste, die laut Esther Bugaeva bis zu vier Stunden dauern können. Im Zentrum steht dabei die Thora, die heilige Schrift der Juden. Sie besteht aus den fünf Büchern Mose, welche auch in der Bibel enthalten sind. Da die Thora nicht mit den Händen berührt werden darf, wird sie außerhalb der Gottesdienste in einem speziellen Schrein aufbewahrt. Einige handgeschriebene Thorarollen konnten in einer kleinen Ausstellung zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Köln angeschaut werden.
Im anschließenden Gespräch berichtete der Rabbiner Brukner von Alltagssituationen, in denen er und andere Gemeindemitglieder tagtäglich antisemitischer Anfeindung und Hetze ausgesetzt seien. Nachdrücklich warb der Rabbiner um Mut und Zivilcourage gegenüber antisemitischen Handlungen und Äußerungen. Mit diesem Anliegen geht er auch in Schulen, um die junge Generation für die Thematik zu sensibilisieren.
Eine besondere Begegnung hatten die Reichshofer Oberstufenschülerinnen und -schüler mit Jeanette Hoffmann, der Tochter einer Auschwitz Überlebenden. Sie erzählte von ihrer Mutter Erna Hoffmann, die im Zuge der Deportationen in den sogenannten Block 10 in Ausschwitz gebracht wurde, wo tausendfach medizinische Versuche an jüdischen Frauen durchgeführt wurden. Unter anderem solche, mit Hilfe derer die Frauen unfruchtbar gemacht werden sollten, um so Fortpflanzung zu verhindern. Tausende Frauen starben in der Folge, wie Professor H.J. Lang in seinem Buch Die Frauen von Block 10 schreibt. Sowohl Jeanette Hoffmanns Mutter als auch ihr Vater überlebten auf wundersame Weise das Lager und kamen Anfang der fünfziger Jahre nach Köln.
Für die Schüler und Schülerinnen war es eine ebenso informative wie anrührende und bewegende Exkursion, die sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird.
Einen besonderen Dank richtete Geschichtslehrer Stefan Tetzner an Maria Reinecke, die den Kontakt zwischen der Synagogengemeinde Köln und der Gesamtschule Reichshof hergestellt hatte und die auch weitere Aktivitäten dieser Art unterstützen wird.